
Die Start-up-Zentren Europas
Viele weltweit führende Marken starteten einst als kleine Unternehmen und konnten nur dank des unermüdlichen Einsatzes und der Vision eines ehrgeizigen Geschäftsführers wachsen.
Jedes einzelne neue Start-up hat das Potenzial, zu einem grossen multinationalen Unternehmen heranzuwachsen und den Markt zu verändern und zu revolutionieren.
Gute Unternehmer wissen, dass für den Erfolg eines Unternehmens nicht nur eine hochqualifizierte Belegschaft, sondern auch finanzielle Unterstützung von entscheidender Bedeutung ist. Es ist daher nicht überraschend, dass Europa in den letzten Jahren zum Zentrum für erfolgreiche Start-up-Geschichten geworden ist. Bestimmte europäische Städte wie London, Berlin und Paris haben sich als bedeutende Start-up-Hubs etabliert und ziehen Unternehmer, Investoren und Talente aus der ganzen Welt an.
Dem Ökosystem für Start-ups in Europa ist es gelungen, bis 2022 fast 100 Milliarden Dollar von Investoren zu erhalten. Und jedes Jahr werden in Europa schätzungsweise 160.000 neue Start-ups gegründet.
Sie fragen sich möglicherweise, welche Branchen und Industrien diese Investoren anziehen. Um dies herauszufinden, haben wir Daten zu neu registrierten Unternehmen in Europa von Crunchbase ausgewertet.
Unsere Untersuchungen ergaben, dass Grossbritannien im Jahr 2022 den grössten Anteil an Krypto-Start-ups in Europa hatte, die 28 % aller Krypto-Start-ups auf dem Kontinent ausmachten. Während andere europäische Länder im Jahr 2022 vorsichtiger mit Krypto waren, entschieden sich Länder wie Deutschland, Frankreich und Belgien dafür, Berufsfelder wie Software, Analytik und HealthTech zu priorisieren.
Im Folgenden finden Sie weitere unserer Ergebnisse.
Grossbritannien
London wird als das „Silicon Valley of Europe” bezeichnet und hat mehr Unicorn-Start-ups hervorgebracht als andere Start-up Hubs in Europa. Die meisten Start-ups in Grossbritannien haben ihren Sitz in London: Unsere Untersuchungen zeigen, dass 75 % in der Hauptstadt angesiedelt sind. Ausserhalb Londons gibt es in Manchester die meisten Neugründungen, gefolgt von Technologie- und Analytikunternehmen in Cambridge.

Deutschland
Deutschland hat eines der dynamischsten Ökosysteme für Start-ups in ganz Europa. Die deutsche Regierung stellt eine breite Palette von Initiativen für Start-ups zur Verfügung, darunter Steuervergünstigungen und Zuschüsse. Die deutsche Regierung hat ein bemerkenswertes Förderprogramm namens "Digital Jetzt" eingeführt, das darauf abzielt, das Wachstum von kleinen und mittleren Unternehmen zu fördern, die sich auf die Entwicklung digitaler Produkte wie künstlicher Intelligenz, Cybersicherheit und Robotik spezialisiert haben. Angehende Unternehmer können sich zusätzliche finanzielle Unterstützung durch Venture Capital sichern und sich von einer wachsenden Zahl von Gründerzentren im ganzen Land beraten lassen.

Frankreich
Während viele Länder im Jahr 2022 mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen hatten, schien Frankreichs Start-up-Szene aufzublühen. Laut Daten von Dealroom konnten französische Start-ups im ersten Quartal 2022 5,7 Milliarden Dollar einnehmen und damit Deutschland in Sachen Investitionen überholen.

Die von uns analysierten Daten von CrunchBase deuten darauf hin, dass sich die meisten Investitionen auf die Region Île-de-France konzentrieren, in der sich auch Paris befindet. 65 % der neuen französischen Start-ups sind allein in der Hauptstadt angesiedelt.
Frankreich hat in den vergangenen Jahren bekannte, kundenorientierte Start-ups hervorgebracht. Zum Beispiel BlaBlaCar, eine Mitfahrplattform, und Deezer, einen Musik-Streaming-Dienst. Im Jahr 2022 waren jedoch Softwareunternehmen für die Sektoren mit den meisten Neuzugängen verantwortlich, insbesondere in den Sektoren der Finanzdienstleistungen und Cybersicherheit.
Zur Förderung des Wachstums der französischen Start-up-Szene, hat die französische Regierung Massnahmen ergriffen. Diese sollen das Unternehmertum unterstützen und mehr Talente aus dem Ausland anziehen. Das French Tech Visa-Programm ermöglicht es Visum-Empfängern, bis zu vier Jahre lang in Frankreich zu arbeiten. Es wurde entwickelt, um Menschen anzuziehen, die bereits mit der Arbeit in Start-up-Sektoren in anderen Ländern vertraut sind.
Italien
Die italienische Start-up-Landschaft hat beeindruckende Fortschritte bei der Sicherung neuer Investitionen gemacht. Trotz Berichten über eine rückläufige Zahl italienischer Start-ups im Land war Italien jedoch – neben Frankreich – eines der wenigen europäischen Länder, in denen die Investoren ihre Finanzierung für Start-ups erhöhten.

Italien gründete 2022 auch die ersten beiden Unicorn-Start-ups des Landes, Scalapay und Satispay, die beide im Fintech-Sektor angesiedelt sind. Neben der Fintech-Branche gibt es italienische Start-ups in vielen unterschiedlichen Sektoren. Unsere Untersuchung ergab, dass die wichtigsten Sektoren in Italien KI, Cleantech und Krypto sind.
Der Automobilsektor ist einer der grössten Industriezweige Italiens. Kein Wunder also, dass unsere Auswertung ergab, dass Italien die meisten Start-ups im Automobilsektor hat. So zum Beispiel Nope Engineering, eine Gruppe von Ingenieuren, die CAD (computergestütztes Design) und virtuelle Tests im Motorsport einsetzt.
Das italienische Ökosystem für Start-ups ist im Vergleich zu den anderen untersuchten Ländern gleichmässiger über das Land verteilt. Die Region Lombardei hat dabei die dynamischste Start-up-Community. Allein ein Drittel der neuen Start-ups in Italien sind in der Lombardei liegenden Stadt Mailand angesiedelt.
Österreich
Die österreichische Regierung hat es sich wie die französische zum Ziel gesetzt, talentierte internationale Unternehmer ins Land zu holen. 2017 führte die Regierung ein Visum für Gründer ein, die sogenannte „Rot-Weiss-Rot – Karte“. Mit diesem Programm will das Land Unternehmer gewinnen, die Erfahrung in der Führung von Start-ups haben und beim Wachstum der österreichischen Start-up-Community helfen können.
Österreichs Ökosystem für Start-ups wird als „klein aber fein“ bezeichnet, da die Investitionsquote in neue Start-ups die der grösseren Länder übersteigt.

In Österreich liegen die erfolgreichsten Start-ups in professionellen Bereichen. Unsere Recherche hat gezeigt, dass die Sektoren Biotechnologie, Software sowie Architektur und Bauwesen die Spitze anführen. Wir haben ausserdem festgestellt, dass die meisten Start-ups in der österreichischen Hauptstadt angesiedelt sind. So haben 95 % der neu gegründeten Start-ups ihren Sitz in Wien.
Belgien
Das Start-up-Netzwerk ist in Belgien weniger kundenorientiert als in anderen europäischen Ländern. Stattdessen ist Belgien vor allem für innovative Business-to-Business (B2B)-Gründungen bekannt. Diese Neugründungen zielen darauf ab, die Art und Weise, wie Geschäfte gemacht werden, zu verändern.

Einige der produktivsten Neugründungen waren Software-Unternehmen für Ressourcenplanung, Software-Unternehmen für Vertriebsproduktivität und Data Intelligence-Unternehmen. Eines der erfolgreichsten Start-ups aus Belgien ist Collibra. Das in Brüssel gegründete Data Intelligence-Unternehmen wurde zu einem der am schnellsten wachsenden Start-ups mit einem geschätzten Wert von 2,3 Milliarden Dollar.
Die meisten Neuzugänge in der belgischen Start-up-Szene setzen diese starke Tradition der Konzentration auf den B2B-Markt fort. Mehrere Analystenfirmen und Agenturen im Bereich Cloud Computing oder Biotechnologie haben sich im vergangenen Jahr auf Crunchbase registriert. Es gibt auch Unternehmen, die über den Tellerrand hinausschauen, wie Freshkart, das gesunde Mahlzeiten liefert und bereits in mehreren Märkten zu finden ist.
Der Grossteil der belgischen Start-up-Szene ist in der flämischen Region angesiedelt, 41 % davon allein in Brüssel. Lüttich wurde als Hotspot für Start-ups in Wallonien identifiziert – allein 12 % der belgischen Start-ups sind dort ansässig.
Niederlande
Die grösste Anzahl von Start-ups in den Niederlanden konzentriert sich in Nordholland, mit Amsterdam als Epizentrum. Unsere Untersuchungen zeigen, dass mehr als die Hälfte (62 %) der neu auf Crunchbase registrierten niederländischen Start-ups in Amsterdam ansässig sind. Auch Rotterdam, Utrecht und Den Haag haben eine lebendige Start-up-Community.

Irland
Die Mehrheit der neu gegründeten Start-ups in Irland hat ihren Standort in Dublin. Unsere Daten deuten darauf hin, dass 78 % der irischen Start-ups ihren Hauptsitz in der Hauptstadt haben, vermutlich aufgrund der Präsenz von Finanzinstituten in der Stadt. Die Grafschaft Cork rangiert mit grossem Abstand an zweiter Stelle. Nur 7 % der Neugründungen sind hier angesiedelt.

In den letzten Jahren waren einige der erfolgreichsten Sektoren für Neugründungen in Irland die Bereiche Finanztechnologie, Gesundheitstechnologie und Software. Die bemerkenswerteste Erfolgsgeschichte unter den irischen Start-ups war das Online-Paytech-Unternehmen Stripe. Nach Investitionen von Risikokapitalfirmen und den Paypal-Gründern Elon Musk und Peter Thiel wurde Stripe zu einem der am schnellsten wachsenden Unternehmen der Welt. Heute wird Stripe 74 Milliarden Dollar bewertet.
Aber auch der E-Commerce-Bereich (sowohl für Kunden als auch für B2B-Unternehmen) wird in der irischen Start-up-Szene immer beliebter. Ein Beispiel hierfür ist Tipple. Dieses Unternehmen profitiert vom berühmten irischen Exportmarkt für Spirituosen, indem es Alkoholmarken den internationalen Export erleichtert.
Spanien
In Spanien gibt es eine grosse Zahl erfolgreicher Start-ups, die sich auf verschiedene Sektoren verteilen. Eines der erfolgreichsten Start-ups in Spanien war die erste Unicorn-Investition des Landes: Cabify, der nationale Konkurrent von Uber. Cabify wurde weniger als zwei Jahre nach Uber gegründet. Die Plattform ermöglicht es Fahrgästen, nach Entfernung statt nach Zeit zu bezahlen. Ausserdem kann der Dienst auch als Kurierdienst genutzt werden.

Obwohl es im Jahr 2022 neue Unternehmen im Transport- und Logistiksektor gab, zeigt unsere Untersuchung, dass die Sektoren mit dem grössten Wachstum in Spanien KI, Medien und Unterhaltung sowie E-Commerce waren.
Die spanische Start-up-Szene konzentriert sich vor allem auf die grossen Städte des Landes, darunter Madrid, Barcelona und Valencia. Barcelonas Aufstieg als Start-up-Zentrum ist vor allem auf sein günstiges Geschäftsklima und seine florierenden Tech-Communities zurückzuführen. Hier gibt es mehrere grosse Coworking Spaces, Inkubatoren und Acceleratoren, darunter die Barcelona Tech City, eines der grössten Start-up-Cluster in Südeuropa. Unseren Untersuchungen zufolge sind 34 % der spanischen Start-ups in Barcelona registriert, gefolgt von Madrid, wo 32 % der neu registrierten Start-ups ansässig sind.
Methodik
Brother hat mithilfe von Web Scraping Daten von Crunchbase über Unternehmen mit Sitz in Europa abgerufen, die im vergangenen Jahr auf der Website registriert wurden. Der Datensatz enthielt Informationen über 2026 in europäischen Ländern registrierte Unternehmen. Die Daten wurden im Februar 2023 gescraped und analysiert. Jedes Unternehmen wurde dann in bei Start-ups beliebte Sektoren unterteilt und auf Länderebene analysiert.
Zusätzliche Quellen:
https://stateofeuropeantech.com/
https://sifted.eu/articles/austrias-startup-ecosystem-brnd/
https://sifted.eu/articles/european-tech-data-2022/
https://www.ehi.org/produkt/studie-e-commerce-markt-deutschland-2022
https://www.cityam.com/exclusive-london-is-the-silicon-valley-of-europe-but-city-can-not-afford-to-sit-on-its-tech-laurels/